Beiläufiges Eintauchen
ajh.pm ist mehr als ein Name – es ist eine Spur, ein Kürzel, ein Ort im Denken. Die Initialen stehen für ein individuelles Leben, das Projekt selbst pflegt einen offenen Blick. Denn beides ist miteinander verschränkt: Gedanken, Entscheidungen, künstlerische Setzungen sind geprägt von einem jeweils so und nicht anders gelebten Leben – und sind doch zugleich übertragbar, anschlussfähig und offen für andere Kontexte.
Entsprechend steht im Zentrum des kuratorischen Konzepts die Einladung zur unmittelbaren und selbstbestimmten Wahrnehmung. Der Raum ist bewusst zugänglich und offen gehalten: Durch ein großes Schaufenster ist ajh.pm zu jeder Zeit von außen einsehbar. Ab Einbruch der Dunkelheit bis Mitternacht wird die jeweils präsentierte Arbeit kontinuierlich projiziert und entfaltet durch Licht, Bewegung und die architektonische Rahmung des Displays eine immersive Wirkung. Der Ton hingegen ist nicht dauerhaft hörbar. Er wird über einen Bewegungsmelder aktiviert und erklingt erst, wenn man sich dem Fenster nähert. In einem kleinen Plexiglaskasten rechts neben dem Hauptschaufenster liegen zudem gefaltete Flyer mit weiterführenden Informationen zur gezeigten Arbeit bereit.
Dieses mehrstufige Präsentations- und Vermittlungskonzept richtet das Augenmerk auf die Eigenverantwortlichkeit der Wahrnehmung und ermöglicht es Passant*innen, mit Kunst in Berührung zu kommen, ohne sich zuvor darauf eingestellt zu haben. Sie können dem Screening beiläufig, zufällig, ohne Erwartung oder Vorwissen begegnen – und, wenn gewünscht, näherkommen und tiefer in die gezeigte Arbeit und ihren Inhalt eintauchen. Was „Kunst“ ist und was nicht, tritt dabei erst einmal in den Hintergrund. Entscheidend wird die Erfahrung selbst: Was löst das Bild aus? Was bleibt zurück? ajh.pm öffnet damit einen Raum der ästhetischen Begegnung im Alltag – direkt, niedrigschwellig, offen. Ausgewählte Arbeiten sind über die Website zudem zeitlich limitiert zugänglich.
Inhaltlich begreift sich ajh.pm als Ort der diskursiven und ästhetischen Auseinandersetzung. Die gezeigten künstlerischen Arbeiten verhandeln nicht selten Fragestellungen von Identität, Körperlichkeit, Erinnerung, Zugehörigkeit und Transformation – Themen, die im Spannungsfeld von individueller Erfahrung und gesellschaftlicher Struktur stehen. ajh.pm steht für ein unkommerzielles und kuratorisch reflektiertes Format und leistet mit einer kontinuierlichen Programmgestaltung einen nachhaltigen Beitrag zum regionalen wie internationalen Kunstdiskurs.
Video in Dialogue
Die Videoarbeiten, die in diesem Rahmen präsentiert werden, sind mehr als Objekte des Betrachtens; sie treten in einen dialogischen Austausch.
In einer von Konsum und schneller Rezeption geprägten Zeit lädt Video in Dialogue dazu ein, innezuhalten, das Gezeigte bewusst zu erfahren und in einer gemeinsamen Diskussion vielfältige Interpretationen und Assoziationen zu entwickeln. Diese Diskussionsrunde nach der Betrachtung, die keine Führung oder didaktische Anleitung ist, sondern ein Austausch auf Augenhöhe, stellt den Akt des Sehens selbst zur Debatte: Wie prägen uns Bewegungen, Schnitte, Stimmen und Bilder? Welche Rollen nehmen wir als Betrachter*innen ein? In diesem Sinne wird das Format zur performativen Praxis – einer Praxis, die aufzeigt, dass Kunst nicht abgeschlossen ist, sondern im Moment der Begegnung entsteht.
Video in Dialogue ist daher nicht nur ein Angebot an Kunstinteressierte, sondern ein experimentelles Modell, wie Kunst in kollektiver Reflexion jenseits institutioneller Vermittlungsansprüche spürbar werden kann. Der Fokus auf das Wechselspiel von Wahrnehmung und Deutung macht diese Veranstaltungsreihe zu einem Raum des Denkens und Erlebens.